Montag, 28. April 2008

Schmetterling und Taucherglocke

Ich lese gerade ...

Schmetterling und Taucherglocke von Jean-Dominique Bauby

Kann ein Mann, der nach einem Hirninfarkt am gesamten Körper gelähmt ist und nur durch Zucken seines Augenlids mit der Außenwelt kommuniziert, ein authentischen Buch schreiben lassen? Das noch dazu erfolgreich verfilmt wird?
Er kann.
Eben durch dieses Zucken, bzw. Blinzeln diktiert er seine Gedanken anhand von einer Sekretärin des Verlages hochgehaltenen Buchstabentafeln. Buchstabe für Buchstabe entstehen lesbar gemachte Gefühle, Wut , Trauer, Ironie, Sarkasmus und viele Erinnerungen an sein vorheriges Leben.
Bauby beschreibt seine Innenwelt, wie das Leben in einer Taucherglocke - aber seine Gedanken fliegen wie Schmetterlinge umher. Gleichzeitig wird ihm bewusst, und das teilt er im Roman völlig unsentimental, manchmal verbittert, aber an vielen Stellen mit aberwitzigem Humor mit, dass er nun "nach dem Leben und vor dem Tod" alle Zeit der Welt zum Denken und Erinnern hat - und Zeit für grenzenlose Phantasien.
Erschreckend liest man aber auch von Bauby, welche schlimmen Erfahrungen der am Locked-in-Syndrom Erkrankte mit Pflegern und Ärzten macht, die ihn kaum noch wahrnehmen, nicht mehr für voll nehmen, abgeschrieben haben, wie entwürdigend er sein Schicksal empfindet, von distanzlosen witzelnden Schwestern gewindelt zu werden. Und dann wieder teilt der Journalist seine unendliche Sehnsucht mit, seinen Sohn umarmen zu wollen.
Vergeblich.

Fazit: Ein emfehlenswertes Buch für Leser, die sich auf dieses Schicksal einlassen möchten und können.
Ich bin sehr beeindruckt und werde es sicher noch einmal lesen.

Hier noch ein Link zu weiteren Beschreibungen und Ausschnitte des gleichnamigen Films
http://www.schmetterling-und-taucherglocke.de/start.html

Sonntag, 20. April 2008

Ich lese gerade ...

Fahrenheit 451 von Ray Bradbury
in der Übersetzung von Fritz Güttinger (1955)
Auszug und gekürzte Inahltsangabe aus Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Fahrenheit_451_(Roman)

Fahrenheit 451 spielt in einer Welt, in der es als schweres Verbrechen gilt, Bücher zu lesen oder gar zu besitzen. Die Gesellschaft wird vom politischen System abhängig, anonym und unmündig gehalten ...

Hauptperson des Romans ist der Feuerwehrmann Guy Montag, der zunächst kritiklos in diesem System funktioniert. Durch die 17-jährige Clarisse lernt er die Kunst der Worte, den Wert freien Denkens und die Schönheit der Natur kennen. Heimlich liest er Bücher und beginnt die Welt mit anderen Augen zu sehen ...

Die Gesellschaft im Roman ist sehr monoton aufgebaut. Ihr Ziel ist es, die Bevölkerung ununterbrochen mit simplen Mitteln zu beschäftigen und sie so von wichtigen Ereignissen wie Kriegen abzulenken. Dies wird zum Beispiel mit Fernsehshows erreicht, die über Videoleinwände im heimischen Wohnzimmer zu schauen sind und an denen sich die Zuschauer beteiligen können, aber auch durch große Vergnügungsparks ...

Menschen, die Bücher besitzen und lesen, sind Staatsfeinde, die verfolgt werden. Ihre Häuser und Bibliotheken werden von Feuerwehrmännern angezündet, wobei zum Teil auch Tote in Kauf genommen werden.

Diese Verfassung der Gesellschaft wurde allerdings nicht durch die herrschende, totalitäre Regierung selbst herbei geführt.
Vielmehr haben sich die Menschen durch ihren steigenden Medienkonsum, insbesondere durch das Fernsehen, selbst in diese Lage gebracht.

Meine Meinung dazu:
Wenn man überlegt, zu welcher Zeit der Autor das Buch schrieb (1953) und wie weit wir jetzt schon in unserem und in anderen "demokratischen" Staaten gekommen sind! Erschreckend!
Und noch schockierender finde ich, dass wir auf dem besten Weg zu einem totalitären Überwachungsstaat sind - im Guten wie auch im Bösen!

Ein sehr empfehlenswertes Buch, das zum Nachdenken über unserer ganz persönliches Verhalten und Stillhalten in unserem Land anregt. Werden "wir" auch schon mit Hilfe von verblödendem Medieneinheitsbrei dumm, bequem und sprachlos gemacht?

Mittwoch, 16. April 2008

Teufel und Belzebub

Heute war ich, wie jeden Morgen, mit meinem Hund in den Feldern unterwegs.

Von vorn begegnete mir ein Trecker mit Anhänger - darauf ein riesiges gelbes Fass und eine eingeklappte Sprühvorrichtung.
Kurz darauf musste ich erneut einem ähnlichen Gefährt ausweichen.
Die Landmaschinen fuhren rechts und links auf Felder mit handhoch gewachsenem Getreidegrün, klappten ihre Sprühanlagen aus zogen dann laut und stinkend ihre Bahnen. Dabei vernebelten sie mit süßlich scharfem Duft, den der Wind bis zu uns trug, die Landschaft.

Ich bemerkte, wie sich in unmittelbarer Nähe ein Feldhase duckte. Es ist Setz- und Schonzeit! Hunde müssen in Wald und Wiesen angeleint bleiben. Richtig so.

Aber ... wer schützt Hasen und Wildkaninchen, (keine Fluchttiere, sie ducken sich bei drohender Gefahr) vor Treckern und Chemieduschen?

Unsere Wildtiere werden zunehmend gefährdet - ja, ausgerottet und die Nester von Bodenbrütern z. B. Feldlerchen und Kiebitze, durch intensive Landwirtschaft zerstört.
Jetzt wird auch noch BIO-Sprit gefördert, die intensive Spritzungen und Chemiedünger bedürfen. Unzählige BIO-Gasanlagen für nachwachsende Rohstoffe (Rapps, Mais, Klee) werden gebaut.
Das bedeutet: höheren Einsatz von Pestiziden, Herbiziden, Phosphatdüngung und großflächige Rekultivierung vormals brachliegender Flächen. Der Schutz unserer Fauna und Flora bleibt dabei außen vor.

Sehr still bin ich nach Hause gegangen - mit einem pausenlos niesendem Hund und traurigen Gedanken. Viele der wenige Wochen jungen Feldhasen werden diesen Morgen nicht überlebt haben. Im Gegensatz zu Kaninchen leben sie nämlich nicht in geschützten Höhlen, sonder ducken sich, gut getarnt, vom Tag ihrer Geburt an zwischen Gräsern und in Getreidefeldern. In eben diesen Feldern ...

Anstatt Energiegewinnung aus Sonne, Wind und Erdwärme weiter zu erforschen, zu fördern und zu forcieren wird unser aller natürlicher, autarker Lebensraum immer kleiner.

Treiben wir den Teufel mit dem Belzebub aus?
Ist diese Art von Umweltvergewaltigung im Sinne unseres "Blauen Planeten"?